Im Kopf(bau) reisen
5.- 7. September 2020
Projektionen & Zeichnungen von Semira Tas und Linn Song
Vernissage am Mittwoch, 9. September 2020, 19:00 Uhr
Arthouse jeden Mittwochabend von 19 – 22 Uhr und an den Wochenenden zum Café
Corona/CoVid-19 hat das Leben auf dem Kopf gestellt. Lockdown, Ausgangsbeschränkungen, Homeoffice, Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit. Flugzeuge fliegen nicht, Autos fahren nicht, die Straßen sind fast menschenleer. Auch wenn wir gesehen haben, was diese „Immobilität“ für einen positiven Effekt auf die Umwelt bzw. das Klima hat, stellt das Reisen vor und während der fortlaufenden Pandemie eine Sehnsucht nach der Ferne und nach einer anderen Welt für sehr vielen Menschen dar.
Für manche ist sie existenziell – als Anfang der Hoffnung auf ein besseres Leben. Für andere ist sie der Anfang eines neuen Jobs oder Lebensabschnitt. Und für viele von uns ist sie ein Luxus der Wohlstandsgesellschaft; eine Auszeit vom Alltagsleben, um neue Welten und Kulturen zu entdecken oder einfach auszuspannen.
Aus der ganzen Welt
Die ausgestellten Zeichnungen stellen über 30 Jahren Reisen dar. Die Orte sind verteilt auf der Welt (Nordamerika, Europa, Asien). Für uns als Architekt*in ist die Dokumentation jeder Reise sehr wichtig. Sie bildet eine Art Ideen- und Inspirationsbibliothek.
Diese Dokumentation findet in unterschiedlichen Formen statt – mal mit Videoaufnahmen, mit Fotografien oder eben mit Zeichnungen. Das Zeichnen prägt sich am stärksten ein. Denn der Prozess des Zeichnens zwingt einen dazu, das Motiv und die Situation genaustens zu beobachten und zu überlegen, in welcher Art und welchem Medium die Formen, Kanten, Farben, Licht und Gestik wiedergegeben werden.
Die Wahrnehmung ist über eine längere Zeit in einer erhöhten Bereitschaft, da das Zeichnen viel Zeit in Anspruch nimmt – mal zehn Minuten für eine schnelle Skizze bis zu zwei Stunden für eine komplexere, detaillierte Zeichnung. Aber das Schöne ist, dass man während des Zeichnens nebenbei Stimmen und Gespräche, Vogelgezwitscher, Gerüche und das sich ständig verändernde Licht „mitnimmt“.
Linn Song und Semira Tas
Linn Song und Semira Tas
Die Zeichnungen des Messestädters Linn Song, der in Rosenheim eine Professur für Architektur hat, sind auf Reisen quer durch die Welt entstanden und vermitteln ein Bild dieser Orte jenseits schneller Urlaubsselfies.
Parallel dazu die Skizzen von Semira Tas – auch Architektin aus der Messestadt – die auf einer kleinen Reise in die Münchner Glyptothek entstanden sind. Zeichnen heißt: etwas genau anschauen und als Striche aufs Papier bringen. Versuch, Fehler und Korrektur. Großformatige Projektionen an den Wänden zeigen mit Einbruch der Dunkelheit die Zeichnungen im Negativ und im Detail: Raue weiße Striche wie Kreide, die die richtige Form finden wollen, in diesem Fall die Gestalt altgriechischer Skulpturen.
Mit diesen Figuren verbindet sich auch das Reisen in den mediterranen Süden. Auch deshalb hängen im Mittelgang gelbe Sonnenschirme an der Decke, nicht als Regenschutz, sondern umgedreht, um Licht und Sonne einzufangen.
Reisen geht seit Corona ja auch nicht mehr so einfach. Hier schon.