Klinikum in Würzburg

Kunst+Bau-Wettbewerb, 2002. 2004 realisiert

Der Raum der Stille. Ein Raum des Lichts.

Der Entwurf sah vor, die große kreisrunde Oberlichte zu verglasen, wobei die konstruktiven Elemente so minimal als möglich ausgeführt sind. Das Oberlicht ist geteilt. Der vordere Teil ist mit einem dichroitisch beschichteten Spezialglas mit der Basisfarbe Blau belegt. Die hintere Hälfte besteht austransparentem Glas, das mit einer leicht mattierten Oberfläche versehenist, um die Besucher vor direktem Sonnenlicht zu schützen. Direkt unter dem Oberlicht ist am Boden ein Ouadrat aus schwarzem, bruchrauhen Schiefer eingesetzt, das in vier Flächen geteilt zugleich ein Kreuz bildet.

Der Kreis − das runde Gesichtsfeld, der Himmel, die Erdkugel, die Auflösung des Raums, das grenzenlose Universum, das Licht

Das Quadrat − der begrenzte materielle Raum, der Boden, die Welt, in der wir eingebunden sind, das Feld, der Acker

Diese beiden Pole, der Boden zu unseren Füßen, auf dem wir leben und das transzendente, spirituelle Element des Himmels stehen durch das Licht in einer Wechselwirkung miteinander.

Durch das eindringende Sonnenlicht, bedingt durch die jeweilige Tages- und Jahreszeit, entstehen unterschiedliche Abbildungen am Boden und an den Wänden, die im Lauf der Zeit variieren. Auch die Farbe ändert sich dabei vom hellen Türkis bis zum rötlichen Purpur.

Die Abbildungen können dabei je nach Wetterlage intensiv (bei klarem Sonnenschein) oder diffuse farbige Flächen sein (etwa bei trüben Licht oder in der Dämmerung).

Das eindringende Licht verbindet somit das Materielle mit dem Spirituellen, im direkten Sonnenlicht fängt sogar der „schwarze Acker“ der am Boden eingesetzten Schieferplatte an, farbig zu leuchten.

Für den Besucher des Raums bietet sich eine ganz persönliche visuelle Situation. Die farbigen Reflexionen bilden dabei eine Art Markierung der Gegenwart und des Ablaufs der Zeit. Jemand, der den Raum nachmittags bei klarem Sonnenschein betritt und ein leuchtend blaues Bild an der Wand vorfindet, verlässt ihn vielleicht eine Stunde später bei einem verblassenden purpurfarbenen Schimmer an derselben Wand wieder.

Nachts ergeben sich zwei unterschiedliche Lichtvarianten: Durch die Raumbeleuchtung von innen bildet sich ein goldfarbener Ton an der runden Glasscheibe, ein externer Strahler, der von außen in den Raum hineinleuchtet, erzeugt zudem eine bläuliche Projektion an der Wand.

Im angrenzenden, kleinen Meditationsraum wurde ebenfalls eine Arbeit Michael Lappers umgesetzt. Das Motiv einer Wasseroberfläche mit einer vorgesetzten blauen Farbscheibe lässt ein dreidimensionales, kontemplatives Bild entstehen.

Nach der Entwicklung des umgebenden Raums wie Fußböden und Beleuchtung, den partiell sandgestrahlten Glastüren und Türgriffen, entstand der Wunsch des Bauherrn nach einer umfassenden Gestaltung durch den Künstler, und so kam es zu der Aufgabe, Bänke und einen (klappbaren und transportablen) Altar sowie die Besucherbücher für den Raum der Stille zu entwerfen.