TbCity –
Teure billige Stadt
Dauerhafte Themen-Ausstellung im Schautreppenhaus mit wechselnden Objekten und Inhalten 2021
Die Ausstellung TbCity zeigt Kunst, die sich mit dem Thema Stadt und Neubaugebiet auseinandersetzt. Dabei geht es um den für Metropolen wie München enormen Verwertungsdruck und damit einhergehende bauliche Gleichförmigkeit.
Zugleich lassen Objekte aus verbauten Standard-Materialien wie Dämmstoff-Styorodur und Bautenschutzmatten grafisch kombiniert eine Ästhetik des Banalen aufscheinen. Und in kleinen Almhütten und Stadtmöblierungen wird der Wunsch nach Identität und Aufenthaltsqualität sichtbar.
Statt nachhaltiger, lebendiger Strukturen der Stadträume dominiert meist die getaktete Pflegefreundlichkeit der Hausverwaltungsökonomie auf normiert versiegelten Flächen. Parallel stellen sich Fragen zu den Möglichkeiten für eine lebendige Stadtgesellschaft.
Über die Schönheit des Verbauten
Neubaugebiet | München
Standart Graphik 2019, Dämmstoff-Styropor, befahrbares Wabengitter,
Verpackungsschaumstoff, schwarze Bautenschutzmatte, grünes Floatglas,
120 x 40 x 15 cm
Was man sich unter 40.000 % vorstellen kann –
und welchen Druck das erzeugt
Steigende Baulandpreise in München von 1950 bis 2019:
39.400 %
„Mit einer konsequent progressiven Architektur sprechen wir als Premium-Bauträger den exclusiven Geschmack einer handverlesenen Klientel an.“
Euroboden
Im deutschen Immobilienmarkt jährlich zur Geldwäsche investierte kriminelle Vermögen: 15-30 Milliarden Euro
Zur aktuellen Entwicklung vor Ort:
„Für den 5. Bauabschnitt Messestadt/Arrrondierung Kirchtrudering hat sich der Bezirksausschuss Trudering mehrheitlich für die Anwendung der im Koalitionsvertrag vereinbarten novellierten SOBON (sozialverträgliche Bodennutzung) ausgesprochen. Damit würden der Stadt 50% der privaten Flächen übertragen, um sie dauerhaft im Sinne einer sozialen Quartiersentwicklung zu sichern. Ob die neue SOBON hier nun kommt liegt nun am Stadtrat.“ Diese neue Sobon für München orientiert sich am Modell der Stadt Münster, das bereits seit vielen Jahren praktiziert wird.
Basel II, 2019
Fotocyclee-Druck auf Glas, 188 cm x 133 cm
(Basel II = internationaler Vertrag zur Eigenkapitalsicherung der Banken)
Das Bild eines Wasserbassins vor der Kunstmesse in Basel 2010. Die Leuchtstofflampen über dem Eingang bilden sich als goldene, quecksilberartig fließende Reflektionen ab, stellvertretend für das hereindrängende Kapital in den exklusiven Kunstmarkt, in dem die Preise durch die Decke gehen.
Zugleich symbolisiert die im Wasser sich verformende Silhouette der Basler Altstadt die Verflüssigung der Stadt durch Investoren und Spekulation. Das nach der weltweiten Finanzkrise 2008 durch die Niedrigzinspolitik massenweise vorhandene Kapital flutet auf der Suche nach profitablen Anlagemöglichkeiten den Immobilienmarkt und bewirkt massive Preissteigerungen.
Zeichnungen und Entwürfe
Street View / CLIPS 2020
Ein Video, das 2020 als Videoprojektion für den Kopfbau entstand. Es zeigt eine Sammlung von Eindrücken und Ausschnitten aus der Messestadt.
Mit „Street View“ ist eine langsame, in schwarz-weiß gefilmte Kamerafahrt durch die Messestadt zu sehen. Fassaden und Hausdurchgänge bilden kubische Minecraft-artige-Baustrukturen und zeigen mit einzelnen Passanten zugleich ruhige, fast schon theaterhafte Straßenszenen.
Dazwischen geschnittene Bilder wirken als künstlerisches Pendant und Kommentar. Eine Großbaustelle in der Messestadt Ost und Objekte, die sich mit dem Bauen und städtischem Raum beschäftigen. Zwei Frauen abends im Gespräch vor oranger Fassade – in einer Stimmung wie von Edward Hopper gemalt. Der neue Brotzeit-Container für das Security-Personal im Park am Standort des früheren Hauses der Gegenwart (ein Experimentier-Projekt über modernes Bauen 2006 zur BUGA, das später abgebaut und verkauft wurde), nun quasi als neues Haus der aktuellen Gegenwart.
Die einzelnen CLIPS werden miteinander verbunden durch ein schaukelndes Mädchen, dass den gezeigten Bauten und Bildern einen menschlichen Schwung verleiht. Leben ist Bewegung.
Michael Lapper/büroriem, Fips Fischer/Arteminent, Christian Wolff
Kunstraum Schautreppenhaus
Selma-Lagerlöf-Str. 40
81829 München, Messestadt-Riem
geöffnet auf Anfrage:
Tel. 0157 763 400 58
In Vorbereitung:
„Boden“
Video-Deckenprojektion