Auftragsarbeit, 2007 realisiert

In den neuen Räumen der Kanzlei Henkel, Feiler & Hänzel wurde, neben dem Einbau einer Glaswand zur Abtrennung des offenen Besprechungsraumes und der Installation einer Büro-Insel im Flur mittels farbiger Glaselemente, auch der Empfang neu gestaltet. Nach dem Einbau der angrenzenden, raumteilenden Glaswand wurde von den Nutzern der Wunsch nach einer farbigen Gestaltung für den Eingangsbereich geäußert, dabei sollte es etwas sein, was den Charakter der international agierenden Kanzlei deutlich macht.
Dabei entstand ein 3 m langes geschwungenes Wandelement, das mit unterschiedlichen Texten belegt ist. Während die rubinrote Fläche seiden-matt lackiert ist, erscheint die applizierte Schrift in glänzenden, farblich changierenden Grüntönen. Die Texte selbst kreisen um Begriffe wie Erfindung, Idee und „das Neue“, also Inhalte, die die eigentliche Grundlage für Erfindungen und Innovationen darstellen und (im übertragenen Sinn) auch die Grundlage für die Arbeit der Patentanwälte sind.

Dass dieses Neue etwas mit dem bisherigen zu tun hat, erfährt man schon im Lexikon:
„Innovare: erneuern, sich von neuem einer Sache hingeben“, und auch bei dem koreanischen Sprichwort

(sinngemäß: du musst erst das Alte kennen, um das Neue zu gestalten), das ebenso wie der japanische Spruch

aus den Schriften des Gelehrten Laotse zitiert.

Dem entspricht gleichfalls das Zitat des Komponisten Wolfgang Rihm: „Das Neue ist immer schon da, weil es das Alte ist. Es ist alles da, nur wir verändern unseren Ort, damit den Blickwinkel, und das was wir sehen, ist neu. Ohne unsere Bewegung: für uns nichts Neues.“ Die Entdeckung und Entwicklung des Neuen hat also viel mit dem Bekannten, aber auch mit dem eigenen Standpunkt, der eigenen Perspektive zu tun. Aber auch mit der entsprechenden Haltung dazu Eine wirklich gute Idee erkennt man daran, daß ihre Verwirklichung von vorne herein ausgeschlossen erscheint. Das Zitat Albert Einsteins handelt davon, sich von bekannten Grenzen nicht abschrecken zu lassen und wäre somit der erste Schritt, diese zu überwinden.

Das Sprichwort „Not macht erfinderisch“, im Englischen „Necessity is the mother of inventions“, sagt nicht nur etwas darüber aus, dass widrige Umstände oft gute Lösungen hervorbringen, sondern begründet auch die Tatsache, dass viele Erfindungen und Innovationen zeitnah von verschiedenen Personen entwickelt werden.
Der Bedarf und die Notwendigkeit einer Lösung waren einfach groß genug.

Im persischen Sprichwort

(die Vergangenheit ist das Licht der Zukunft) erscheint die zeitliche Beziehung von Alt und Neu, und auch in der bengalischen Schrift

(erst durch den Tod wird eine Verjüngung möglich), in der die Pointe aller Neujahrsriten angesprochen wird, geht es darum, das Alte neu zu beleben.

„De todos los inventos geniales que ha hecho nuestra especie, y el mas importante de todos es la collaboracion amistosa entre los hombres” (Die größte Erfindung des Menschen ist die freundschaftliche Zusammenarbeit) Das Zitat des spanischen Philosophen Fernando Savater ist einerseits gewissermaßen ein Bekenntnis zum Teamwork, macht aber auch deutlich, dass ohne ein wirkliches gemeinschaftliches Zusammenwirken die Menschheit scheitern wird.

Jeder Mensch erfindet irgendwann eine Geschichte, die er für sein eigenes Leben hält. Max Frisch thematisiert die Vorstellung des Menschen von sich selbst, die Definition der eigenen Persönlichkeit, die sich im Laufe des Lebens verändert und entwickelt, oder − je nachdem − auch nicht. Und schließlich Daniel Düsentriebs überraschter Ausspruch: „What‘s that? Oh, unbelievable!“ als die Figur in Walt Disneys Comic, die zum Synonym für den genialen Erfinder wurde.

Der Mensch (er)findet sich und die ihn umgebende Welt ständig selbst neu. Die Zitate und Redewendungen und Sprichwörter erzählen davon, dass dies eine grundlegende Thematik in allen Kulturen und zu allen Epochen gewesen sein dürfte. Es scheint Menschen ein tiefes Bedürfnis zu sein, sich „ihre Welt“ ständig neu zu gestalten.