Wir, der Müll und die Stadt
Teil 1: Die Müllgeister, und Teil 2: Tüte dazu?
Alle werden glücklich.
(Werbespruch einer Textilkette auf einer Plastiktüte)
„Sie verdrängen das Problem einfach.“
Ein Chemiker im Film Plastic Planet über die Kunststoffindustrie
Und was bringt das Ganze?
(… ist eine der beliebtesten Skepsis-Fragen dieser Welt)
Von allen guten Geistern verlassen?
Der gestalterische Umgang mit Müll ermöglicht es, sich aus einem anderen, neuen Blickwinkel mit dem auseinanderzusetzen, was uns als Abfall zwar täglich irgendwie begegnet, was wir aber auch schnell ausblenden und gern verdrängen. Und nach dem Gebrauch „entsorgen“ (oder – je nach individuellem Gleichgültigkeitsniveau – gleich im Park oder am See liegenlassen).
Produkt Kultur Müll
Dabei lohnt der Blick auf den Müll auch, um zu verstehen, warum überhaupt so viel verpackt wird, und weil hier unsere Konsumkultur deutlich wird. Als bedeutender Wirtschaftsfaktor bildet Müll auch die Geschäftsgrundlage für Transport- und Logistikunternehmen der Abfallwirtschaft, zuvorderst aber für die Werbe- und Verpackungsindustrie. Produkte in bunten Hüllen regen eher zum Kaufen an (zumindest glauben das viele) und beim Essen haben die Konsumenten viel vom Wissen um die eigentlichen Nahrungsmittel verloren. Auch haben Kunststoffprodukte in nahezu jeden Bereich unseres Lebens Einzug gehalten, und wenn sie ihr Verfalls- oder Gebrauchsdatum überschritten haben, werden sie – zu Müll.
Aufschlussreiche Hinterlassenschaften
Wie wir mit unserem Müll umgehen, sagt viel über den „Verdauungsprozess“ unserer Gesellschaft aus. Und wie in einem biologischen Organismus über deren Lebensfähigkeit. Eine Massengesellschaft, die aus ihren Rohstoffen beständig Unmengen von Problem-Abfall produziert, wird unweigerlich kollabieren.
Aus diesen Gedanken entstanden 2011 und 2012 zwei Projekte rund um das Thema Müll, die Müllgeister und Tüte dazu?
Wo war der Unterschied zwischen dem eigenen Wohnzimmer und draußen gleich nochmal? Ach ja, genau, er liegt im Bewusstsein, genauer: im verantwortlichen Bewusstsein darüber, dass Dinge und Verhältnisse keineswegs isoliert existieren, sondern miteinander zusammenhängen und man sich selbst als Teil des Ganzen begreift. Verantwortung beinhaltet Antwort. Künstler sind gut darin, Bilder zu entwerfen, eine Situation anschaulich zu machen – und eventuell weiterzuentwickeln. Um eine Antwort zu finden, sollte man die Frage kennen. Insofern waren die beiden Müll-Projekte die Möglichkeit, einem allgegenwärtigen Problem mit kreativen Mitteln Fragen zu stellen.